Erinnerungstage

Ein erfüllter Monat

Eigentlich kommt der November meistens gar nicht gut weg. Das Wetter ist nicht gerade einladend. Der Himmel wolkenverhangen, der Morgen in Nebel eingehüllt, am Abend wird es schon früh dunkel. Richtig ungemütlich, dieser Monat zwischen goldenem Oktober und adventlich-strahlendem Dezember.

Der November ist für mich ein besonderer Monat. Denn er ist ein erfüllter Monat. Angefüllt mit so vielen Gedenk- und Feiertagen, die nicht nur für mich persönlich, sondern auch für unsere Gesellschaft von wichtiger Bedeutung sind. Sie stimmen nachdenklich und wenden den Blick in die Vergangenheit. Sie sind Erinnerung, aber viel mehr: Ermahnung für die Zukunft. „Lerne aus den Tagen der Vergangenheit“, heißt es schon im biblischen Buch Deuteronomium. Nur ein frommes Andenken zu bewahren reicht nicht. Aus dem, was sich ereignet hat, muss man Konsequenzen für das eigene Handeln ziehen.

Besondere Tage im November

Weil es diese Fest- und Feiertage gibt, ist der November für mich ein erfüllter Monat:

Allerheiligen und Allerseelen: Die brennende Osterkerze in der Mitte der Kirche, leuchtende Kerzen auf den Gräbern der Toten. Hoffnungsfeste, die den Blick auf das himmlische Jerusalem lenken. Glaubend zugehen auf das Leben in Fülle und eingehen dürfen in Gottes Herrlichkeit. Die Heiligen sind schon dort, wir noch unterwegs dorthin.

9. November: Erinnerung an dunkelste Momente in der Geschichte meines Heimatlandes. Aber auch: Überwindung von Grenzen, Einreißen von Mauern. Der Versuch, dem jüdischen Leben endgültig ein Ende zu bereiten. Neubeginn eines geeinten Deutschland, Wiedervereinigung und Familienzusammenführung. Und wo stehen wir heute?

11. November: Sankt Martin. Lichtbringer und Lebensteiler. Vom hohen Ross absteigen und den Mitmenschen auf Augenhöhe begegnen. Nicht blind an der Not des Nächsten vorbeireiten. Zeit mit ihm verbringen, Nähe schenken und sagen: „Du bist willkommen“.

Volkstrauertag: Gedenken an Krieg, Gewalt und Terror. Unzählige Menschen, gestorben in den vielen Kämpfen. Mahnruf zum Frieden: Versöhnung ist wichtiger, als Gewalt. Miteinander reden und verhandeln, anstatt weiter Hass zu schüren und zu drohen. Aber ist der Mahnruf nach Frieden in unserer Welt nicht längst verklungen?

19. November: Fest der heiligen Elisabeth von Thüringen. Brot und Rosen. Sich nicht um das eigene Ansehen sorgen. „Den Nächsten lieben wie dich selbst.“ Auch gegen Widerstand und Einwände. Nicht nur auf sich selbst fixiert sein. Im Mitmenschen Christus erkennen und ihn lieben. Dann verwandeln sich Brote in Rosen und unsere Welt in Gottes Reich.

Christkönigsfest: Schlusspunkt des Kirchenjahres. Feierliche Christkönigsprozession durch das Bamberger Berggebiet. Und ein gläubiges Bekenntnis: „Christus, du allein, du sollst König sein – für alle Welt und Zeit, für alle Ewigkeit.“ In den Worten des Gloria: „Tu solus dominus – Du allein bist der Herr“. Widerspruch gegen ideologische Herrschaften und gewalttätige Machthaber. Bekenntnis zum einen Herrn – manchmal bis zum Tod.

Übergang zur Adventszeit: Ausklang und Einstimmung. Nebelschwaden und Plätzchenduft. Eiseskälte und dampfender Glühwein. „Macht hoch die Tür“ und „Es kommt ein Schiff geladen“. Kerzenschein und Herrnhuter Sterne. Die gute Zeit ist da. Adventskalender basteln. Sich langsam auf den Advent einstellen und vorsichtig auf den 24. schauen.

 

Beitragsbild: Jon Zander, wikicommon

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