Wandelzeit

Es gibt solche Tage. Da weiß ich beim Aufstehen schon, dass das heute nichts wird. Die Laune ist im Keller. Eigentlich würde ich am liebsten zurück ins Bett. Aber das geht ja nicht, denn ich habe Verpflichtungen, denen ich nachkommen muss. Also allen Mut zusammengepackt und schauen, den Tag möglichst schnell rumzubringen. Die Hindernisse, die heute auf mich warten, unbeschadet zu überwinden. Und dabei irgendwie noch einigermaßen gut gelaunt zu wirken.

Mein erster Weg führt mich zur Post, wo ich einige Briefe aufgeben muss. Ich komme mit der Kassiererin ins Gespräch. Wir unterhalten uns ein bisschen über Preispolitik und die anstehenden Wahlen. Keine großen Themen, doch so langsam taue ich auf und spüre, wie wohltuend es ist, sich mit einem anderen Menschen auszutauschen.  Als ich abgehastet in Richtung Uni laufe, treffe ich einen ehemaligen Kommilitonen. Weil ich viel zu spät dran bin, bleibt nur Zeit für einen kleinen Smalltalk. „Aber schön, dich mal wieder gesehen zu haben. Wir müssen dringend mal einen Kaffee trinken gehen!“

Auf dem Heimweg im Auto stelle ich fest, dass er doch gar nicht so schlecht war, dieser Tag. Überraschend bin ich mit Menschen beschenkt worden. Das war das kostbarste und wertvollste heute. Ja, es gibt solche Tage, die sich verwandeln, wenn man sich auf sie einlässt.

 

Beitragsbild: wikicommon,  Radosław Drożdżewski

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